
Strategen dringend gesucht
Von Jürgen Leidinger Der Stellenwert, den eine Abteilung in den vergangenen Jahrzehnten hatte, lässt sich am Karriereverlauf der heutigen Bosse ablesen. „Sehen Sie sich die Geschäftsführer und Vorstände an“, sagt Gundula Jäger, Österreich-Geschäftsführerin von Kerkhoff Consulting. „Die kommen mit relativ hoher Wahrscheinlichkeit aus dem Vertrieb, aus der Produktion oder aus dem Finanzbereich. Einkäufer muss man dagegen lange suchen.“ War die strategische Auseinandersetzung mit Beschaffung, Lieferanten-Management und Co. Lange nur ein Liebkind produktionsintensiver Großunternehmen, rückten Wirtschaftskrise und gestiegene Rohstoffpreise die Kostenfrage quer durch die Branchen wieder ganz oben auf die Prioritätenliste. Langsam wurde klar, dass eine Einkaufsabteilung auf der Höhe der Zeit hier einiges bewirken kann. Helmut Handel-Mazzetti kennt den Imagewandel der letzten Jahre, aber auch die Probleme aus eigener Erfahrung. Der Leiter des zentralen Einkaufs der Casinos-Austria-österreichische-Lotterien-Gruppe hat seine Abteilung mit Hilfe Pennings neu aufgestellt. Einige Mitarbeiter wanderten intern in andere Abteilungen. Der Einkauf selbst teilt sich nun auf in einen operativen und einen Support-Bereich sowie die neue Gruppe der strategischen Einkäufer. Letztere sollen eher langfristiger orientiert arbeiten und quer durch die Unternehmensbereiche Optimierungsbedarf orten- sowohl quantitativ, im Sinne von Kosteneinsparungen, als auch qualitativ. „Alle, die in diesen neuen dritten Bereich wechseln wollten, mussten sich der Potenzialanalyse unterziehen. Im Einvernehmen mit dem Betriebsrat gab es für die Mitarbeiter kein Risiko“, so Handel-Mazzetti. „Sollte das Potenzial für den strategischen Einkauf nicht gegeben sein, blieben sie weiterhin in ihrer bewährten Stelle.“ Einzige Ausnahme war der Chef selbst, der sich ebenfalls der Analyse unterzog. Wäre die negativ ausgefallen, hätte das für eine Führungskraft natürlich verheerende Konsequenzen bedeutet. In den vergangenen Jahren kam die Aus- und Weiterbildungslandschaft etwas in Bewegung. Neben Institutionen wie dem Forum Einkauf des ÖPWZ etablierten sich auch Studiengänge und akademische Programme. Handel-Mazzetti absolvierte beispielweise ein Intensivstudium für Einkaufsleiter an der Universität St. Gallen. Abseits der Kompetenzen, so sind sich die Experten einig, muss auch der Einkauf seinen Anteil leisten – und die eigenen Erfolge in Zukunft noch besser verkaufen. |